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Eisenmangel:
So lässt er sich erkennen und behandeln

Eisen hat wichtige Aufgaben im Körper. Ist das Spurenelement nicht in ausreichender Menge vorhanden, kommt es zu Symptomen wie Müdigkeit, Hautveränderungen oder Haarausfall. Eine eisenreiche Ernährung kann einem Eisenmangel vorbeugen. Ist bereits eine Eisenmangelanämie entstanden, helfen Eisenpräparate.

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Eisenmangel bedeutet, dass sich im Körper zu wenig Eisen befindet. Das Spurenelement ist ein wichtiger Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, einem Protein in den roten Blutkörperchen. Steht nicht genügend Eisen zur Verfügung, leeren sich die Speicher, bis schliesslich keine neuen Blutzellen mehr gebildet werden. Es entsteht eine Blutarmut namens Eisenmangelanämie.
5 bis 10 Prozent der Menschen in Europa leiden an Eisenmangel. Weil Frauen einen erhöhten Eisenbedarf haben (beispielsweise bedingt durch die Regelblutung (Periode)), kommt ein Mangel bei ihnen häufiger vor: In Europa sind 15 bis 20 Prozent der Frauen im Menstruationsalter betroffen.
Auch Neugeborene, Kleinkinder und Jugendliche (vor allem Mädchen) sind anfällig: In Europa liegt bei etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder ein Eisenmangel vor. 

Mediziner unterscheiden drei Stadien des Eisenmangels: 

  • Stadium 1: Speichereisenmangel. Der Eisenspeicher (ein Proteinkomplex namens Ferritin) ist verringert.
  • Stadium 2: Eisenmangel ohne Anämie. Der Eisenspeicher ist leer, es besteht aber noch keine Anämie.
  • Stadium 3: Eisenmangelanämie. Es kann nicht genügend Hämoglobin und infolgedessen keine neuen roten Blutkörperchen gebildet werden, wodurch es zur Blutarmut kommt.

Das Spurenelement Eisen erfüllt viele Aufgaben im Organismus. Es spielt beispielsweise eine wichtige Rolle für die Sauerstoffversorgung, den Energiestoffwechsel und den Zellschutz. Ein Mangel kann sich daher je nach Dauer und Schwere ganz unterschiedlich äussern:

  • Müdigkeit
  • Schwäche
  • Blasse Haut und Schleimhäute (etwa Bindehaut im Auge)
  • Muskelschwäche
  • Verminderung der körperlichen Leistungsfähigkeit
  • gestörte Wärmeregulation
  • Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörung
  • Kopfschmerzen
  • Kurzatmigkeit
  • Herzrasen
  • Schwindel

Hautveränderungen und Schleimhautprobleme treten meist erst bei einer Eisenmangelanämie auf:

  • brüchige Nägel, Rillenbildung, bei Kindern auch löffelförmige Veränderungen
  • Haarausfall
  • trockene Haut
  • Juckreiz
  • Aphten (schmerzhafte Stellen im Mund)
  • Rhagaden (Einrisse) im Mundwinkel
  • glatte Zunge

Ein Eisenmangel entsteht, wenn der Körper mehr Eisen verliert als er aufnimmt. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • vermehrter Eisenverlust, etwa aufgrund von Blutverlust durch Geburt, starke Menstruation, häufige Blutspende, Tumoren im Magen-Darm-Trakt, übermässige Hautschuppung bei Psoriasis
  • erhöhter Eisenbedarf, z. B. in der Schwangerschaft, im Wachstum oder durch Hochleistungsausdauersport
  • verminderte Eisenaufnahme, beispielsweise aufgrund einer zu geringen Zufuhr über die Nahrung (Vegetarier und Veganer sind anfälliger) oder eine ungenügende Aufnahme (Resorption) im Darm bei Krankheiten wie Zöliakie, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa .
Selten ist Eisenmangel auch genetisch bedingt (eisenrefraktäre Eisenmangelanämie).

Nach einem Gespräch über die Krankengeschichte (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung wird der Arzt die Laborwerte im Blut ermitteln.

Das Blutbild gibt beispielsweise Aufschluss über den Hämoglobin-Wert (Hb), die Anzahl und das durchschnittliche Volumen der roten Blutkörperchen. Anhand dieser Parameter kann sich der Verdacht auf Eisenmangel erhärten.

So deutet ein Hb-Wert unter 12 g/dl bei Frauen bzw. 13 g/dl bei Männern auf eine Eisenmangelanämie hin. Bei Schwangeren gilt bereits ein Hb-Wert unter 11 g/dl (am Anfang und Ende der Schwangerschaft) bzw. 10,5 g/dl (im 2. Trimester) als behandlungsbedürftig.

Zusätzlich gibt die Ferritin-Konzentration an, wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind. Ein Ferritin-Wert unter 15 ng/ml zeigt eine Anämie an, wenn zusätzlich entsprechende Eisenmangel-Symptome vorliegen.

Eine Transferrinsättigung (Transferrin ist ein Protein, das Eisen im Blut transportiert) von 20 Prozent oder weniger ist ebenfalls ein Hinweis auf Eisenmangel.

Falls diese Werte noch keine klare Diagnose zulassen, kann die Konzentration des löslichen Transferrinrezeptors (sTfR) sowie der Hämoglobingehalt der Retikulozyten (Vorstufe der roten Blutkörperchen) bestimmt werden.

Der Körper kann Eisen nicht selbst herstellen, sondern muss es über die Nahrung aufnehmen. Eine ausgewogene Ernährung deckt in der Regel den Eisenbedarf.

Nur zehn Prozent des Eisens aus Lebensmitteln können tatsächlich verwertet werden. Weil täglich etwa 1 mg Eisen verloren geht – etwa über Hautschuppen, Stuhl oder Schweiss –, liegt die empfohlene Eisenzufuhr für Erwachsene bei 10 bis 15 mg, für Schwangere bei 30 mg täglich.
Gute Eisenlieferanten sind:

  • Fisch, Fleisch (vor allem rotes Muskelfleisch und Innereien wie Leber)
  • Vollkorngetreideprodukte (Haferflocken, Vollkornnudeln, -reis und -brot)
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen
  • Nüsse und Samen (z. B. Sesam, Pistazien, Leinsamen, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne)
  • Kartoffeln, Gemüse (vor allem grünes Blattgemüse wie Spinat) und Kräuter
  • Gusseisernes Kochgeschirr erhöht den Eisengehalt der Speisen.

Die Mineralstoffe Phosphat und Calcium wie auch der sekundäre Pflanzenstoff Polyphenol können die Eisenaufnahme hemmen. Phosphathaltige Speisen und Getränke (z. B. Cola), kalziumreiche Milchprodukte und polyphenolhaltige Lebensmittel (etwa Tee und Kaffee) sollte man daher besser nicht zu den Mahlzeiten, sondern als Snack zwischendurch konsumieren.

Gegärte Lebensmittel wie Sauerkraut und organische Säuren etwa in Fruchtsäften fördern dagegen die Eisenaufnahme und ergänzen eine eisenhaltige Mahlzeit daher ideal.

Bei einer Eisenmangelanämie wird dem Körper Eisen zugeführt (Eisensubstitution). Liegt ein Mangel ohne Anämie vor, empfehlen Mediziner die Eisengabe jedoch nicht pauschal, da ein Nutzen in diesem Fall nicht ausreichend belegt ist.
Standard ist eine orale Therapie – z.B. in Form von Eisentabletten, Saft oder Kapseln – mit 100 bis 150 mg Eisen jeden zweiten Tag (dadurch wird es besser vom Körper aufgenommen). Es kann jedoch einige Monate dauern, bis der Eisenspeicher wieder aufgefüllt ist.
Wenn Patienten orale Eisenpräparate nicht vertragen oder diese vom Darm schlecht aufgenommen werden, kann Eisen auch intravenös verabreicht werden. 

Greifen Sie bitte nur bei einem festgestellten Mangel auf Eisenpräparate zurück und wenn Sie dies mit Ihrem Arzt abgeklärt haben. Ein Eisenüberschuss kann schädlich sein: Es wird vermutet, dass überschüssiges Eisen die Bildung freier Radikale fördert. Nehmen diese überhand, können sie oxidativen Stress verursachen. So nennt man eine Stoffwechselsituation, die in Verbindung mit zahlreichen Krankheiten (etwa Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) steht. In manchen Fällen wird überschüssiges Eisen auch in Organen eingelagert (Eisenspeicherkrankheit).



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  • Guideline der mediX Schweiz: Eisenmangel (Stand: Juli 2022), unter www.medix.ch (Abrufdatum 06.12.22)
  • Martius F: Eisenmangel ohne Anämie. Nicht hämatologische Auswirkungen des Eisenmangels: Welche sind belegt, wann kommen sie zum Tragen? Schweiz Med Forum 2009; 9(15-16):294-299.
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämotologie (GPOH): Eisenmangelanämie (Stand: Oktober 2021)
  • Pädiatrie Schweiz: Diagnose und Behandlung von Eisenmangel bei Kindern mit oder ohne Anämie: Zusammenfassung der Konsensempfehlungen der SPOG-Arbeitsgruppe Pädiatrische Hämatologie, unter: www.paediatrieschweiz.ch (Abrufdatum 06.12.2022)
  • Clénin G: The treatment of iron deficiency without anaemia (in otherwise healthy persons). Swiss Med Wkly. 2017;147:w14434 Swiss Medical Weekly, 2014.
  • Robert-Koch-Institut: Oxidativer Stress und Möglichkeiten seiner Messung aus umwelt- medizinischer Sicht. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2008 51:1464–1482 DOI 10.1007/s00103-008-0720-5