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Multiple Sklerose:
Entstehung, Anzeichen und Behandlung

Wer an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, leidet an einer chronischen Entzündung der Nervenzellen. MS verläuft in der Regel in Schüben, die sich individuell verschieden äußern. Typisch sind Sehstörungen und Muskelkrämpfe sowie Lähmungserscheinungen. Heilbar ist die Krankheit nicht, lässt sich aber medikamentös meist gut therapieren.

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Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung von Nervenzellen im zentralen Nervensystem, vor allem im Gehirn oder Rückenmark. Es kann aber auch der Sehnerv betroffen sein. Sie verläuft oft in Schüben und zeigt sich in vielfältigen Symptomen. Die genauen Multiple-Sklerose-Ursachen sind nicht bekannt. Vermutlich handelt es sich bei MS um eine Autoimmun-Erkrankung, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Multiple Sklerose ist nicht heilbar, lässt sich mithilfe von Medikamenten gut behandeln. In der Schweiz leben rund 15'000 Menschen mit Multipler Sklerose.

Bei der Multiplen Sklerose werden die schützenden Umhüllungen von Nervenfasern im Gehirn oder Rückenmark beschädigt. An den defekten Stellen bilden sich Entzündungen und Verhärtungen (Sklerosen). Da MS mit der Zeit zahlreiche (multiple) Nerven angreift, wurde nach dieser Definition „Multiple Sklerose“ als Name gebildet.

Warum bei Multipler Sklerose die aus Myelin bestehende Hülle einer Nervenfaser beschädigt wird, ist unklar. Sicher ist, dass bei Betroffenen bestimmte weisse Blutkörperchen (T-Lymphozyten und B-Lymphozyten) fehlgeleitet sind. Eigentlich sollen diese Abwehrzellen des Immunsystems den Körper vor Krankheitserregern schützen, anstatt ihn anzugreifen.

  • Genetische Veranlagung: Auch wenn Multiple Sklerose nicht direkt vererbt wird, kommt sie in manchen Familien gehäuft vor.
  • Viren: Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), das zu den Herpesviren gehört, erhöhen deutlich das Risiko, an MS zu erkranken. Laut einer Studie ist es um den Faktor 32 erhöht.
  • Vitamin-D-Mangel: Ein niedriger Vitamin-D-Wert scheint die Wahrscheinlichkeit für Multiple Sklerose zu erhöhen.
  • Rauchen: Raucher erkranken häufiger an Multipler Sklerose als Nichtraucher.
  • Ernährung: Experten vermuten, dass eine zu Übergewicht führende, fettreiche Ernährung die Entstehung von Multipler Sklerose begünstigt. Studien, die das eindeutig belegen, fehlen aber bisher.
  • Laut aktuellem Forschungsstand ist das MS-Risiko durch eine Kombination aus genetischen Faktoren und äusseren Einflüssen erhöht.

MS-Symptome können sich auf unterschiedliche Weise durch eine Vielzahl von Beschwerden äußern. Dazu gehören:

  • Bewegungsstörungen wie Unsicherheit beim Gehen
  • Lähmungserscheinungen und Muskelkrämpfe, vor allem in den Beinen
  • Zunehmender Verlust der Kontrolle über einzelne Muskeln oder Muskelpartien
  • Sehstörungen wie Doppelbilder, unscharfes Sehen
  • Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln an Armen oder Füssen
  • Sprachstörungen wie undeutliches Sprechen
  • Fatigue (Müdigkeit und Erschöpfung)
  • Kraftlosigkeit wie verminderte Muskelkraft
  • Blasenfunktionsstörungen wie Harndrang, Harnverlust (Inkontinenz)
  • Gemütsstörungen wie Antriebslosigkeit
  • Psychische Beschwerden, z. B. Depression, Angststörungen

Multiple Sklerose kann in jedem Alter auftreten. Häufig macht sie sich zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr bemerkbar. Sieben von zehn an MS Erkrankten sind weiblich. Warum Frauen ein deutlich höheres Risiko als Männer haben, ist unbekannt.

Es gibt drei Verlaufsformen der Multiplen Sklerose:

  • Die schubförmig remittierende MS (RRMS) ist die häufigste Verlaufsform. Die MS-Symptome entstehen plötzlich und halten mehrere Tage bis Wochen an, zwischen den Schüben bilden sie sich ganz oder teilweise zurück (sie remittieren). Beschwerdefreie Zeiten sind möglich.
  • Die primär progrediente MS nimmt von Anfang an stetig zu, während die Schübe ausbleiben. Die Symptome kommen schleichend, die Beschwerden häufen sich und werden chronisch.
  • Die sekundär progrediente MS nimmt stetig zu, jedoch nicht von Beginn an. Diese Form der Multiplen Sklerose entwickelt sich aus der schubförmig remittierenden MS. Im Verlauf der Krankheit werden die Schübe immer seltener, Beschwerden nehmen zu.
  • Psychische Belastungen, wie beispielsweise Überforderung und Stress sowie traumatische Ereignisse können Schübe auslösen.

Multiple Sklerose folgt keinem einheitlichen Muster, denn ein Krankheitsbild gleicht nicht immer einem anderen. Deshalb ist eine individuelle Prognose über den Verlauf einer Multiplen Sklerose nicht möglich. Generell lässt sich aber sagen, dass Multiple Sklerose keine tödliche Krankheit ist und dass Betroffene heute eine ähnlich hohe Lebenserwartung haben wie die allgemeine Bevölkerung.

Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf MS ist der Neurologe. Nach Erhebung der Krankengeschichte werden im Rahmen einer neurologischen Untersuchung zunächst andere Krankheiten, wie etwa Borreliose, eine HIV-Infektion oder verschiedene Stoffwechselstörungen ausgeschlossen. Weitere Diagnose-Verfahren sind:

  • Liquoruntersuchung: Untersuchung der Gehirn- und der Rückenmarksflüssigkeit zur Analyse von Eiweissbausteinen und Zellen.
  • Kernspintomographie (MRT)
  • Elektrophysiologische Messungen, vor allem die Bestimmung der Leistungsfähigkeit der Sehnerven
  • Untersuchung von Blut und Urin

Auch wenn Multiple Sklerose nicht heilbar ist, können moderne Medikamente den Verlauf der Krankheit abschwächen. Einige dieser Medikamente zielen auf das Immunsystem ab – entweder verändern sie es (immunmodulierende Wirkung) oder sie unterdrücken es, damit es sich weniger gegen den eigenen Körper richtet (immunsupprimierende Wirkung).

Bei der Schubtherapie werden akute MS-Schübe mit Glukokortikoiden (Kortison) behandelt. Eine Art Blutwäsche (Plasmapherese bzw. Immun-Adsorption) kann in solch einem Fall ebenfalls die Beschwerden lindern. Krampflösende Präparate kommen insbesondere bei Muskelkrämpfen zum Einsatz.

Handelt es auch um einen aggressiven Krankheitsverlauf, kommt als Therapie die autologe Stammzelltransplantation infrage. Hierbei werden den Betroffenen aus dem Blut oder Knochenmark eigene Blutstammzellen entnommen. Anschliessend wird das Immunsystem mit Chemotherapie zerstört und schliesslich mit Hilfe der zuvor entnommenen Blutstammzellen neu aufgebaut. Nach diesem Neustart soll das Immunsystem die Nervenzellen nicht mehr angreifen.

Weitere Therapieformen, die auf eine Minderung der Beschwerden und Verbesserung der Lebensqualität abzielen sind Physiotherapie, Ergo-Therapie oder Rehabilitation.

Multiple Sklerose kann im Alltag zu unterschiedlichsten Problemen (z. B. Sehstörungen, Unsicherheit beim Gehen) führen und wirkt sich vor allem auf die Bereiche Beruf/Arbeit, Hobbies, Partnerschaft und Familienplanung aus. Dennoch ist es möglich mithilfe von geeigneten Therapieformen jahrzehntelang mit der Krankheit zu leben. Ein gutes familiäres oder soziales Umfeld kann Betroffene bestmöglich unterstützen, wenn es wieder zu Schüben kommt.

Sind die Beschwerden sehr belastend und der Leidensdruck hoch oder kommt es zu starken Einschränkungen im Alltag, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Psychologische Beratung und Tipps zum Alltag mit Multipler Sklerose finden MS-Kranke und ihre Angehörigen bei der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft (multiplesklerose.ch).

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  • S2k-Leitlinie Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis Optica Spektrum und MOG-IgG-assoziierte Erkrankungen, unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/030-050 (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft, unter: https://www.multiplesklerose.ch/de/ueber-ms/ (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. Studie ermittelt mögliche Ursache für Multiple Sklerose: Spätfolge einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus?, unter: https://www.dmsg.de/news/detailansicht/studie-ermittelt-ursache-fuer-multiple-sklerose-spaetfolge-einer-infektion-mit-dem-epstein-barr-virus (Abrufdatum: 13.01.2023)
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie, unter:
  • https://dgn.org/presse/pressemitteilungen/multiple-sklerose-durch-das-epstein-barr-virus-kommt-die-ms-impfung/ (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft, unter: https://www.multiplesklerose.ch/de/aktuelles/detail/autologe-stammzelltransplantation/ (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Neurologen und Psychiater im Netz. Diagnostik einer Multiplen Sklerose, unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/multiple-sklerose-ms/diagnostik (Abrufdatum: 01.12.2022)