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Diabetes erkennen, vorbeugen und behandeln

Diabetes kann sich durch deutliche Symptome wie grossen Durst und häufiges Wasserlassen äussern, sich aber auch schleichend und unbemerkt entwickeln. Wie Sie Diabetes Typ 1 und Typ 2 erkennen und was Sie gegen die Stoffwechselkrankheiten tun können, erfahren Sie hier.

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Diabetes mellitus (auch Zuckerkrankheit genannt) ist eine Stoffwechselerkrankung, die zu erhöhten Blutzuckerwerten führt, weil das Hormon Insulin den Zucker im Blut aus unterschiedlichen Gründen nicht in die Zellen schleusen kann. 

In der Schweiz leiden rund 500'000 Menschen an Diabetes, etwa 90 Prozent davon an Diabetes Typ 2.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinbildenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Die Krankheit tritt meist erstmals im Kindesalter auf. In manchen Fällen entsteht sie auch erst im Erwachsenenalter. Dann ist von LADA (Late onset (oder latent)  Autoimmune Diabetes of the Adults) die Rede. Diabetes Typ 1 wird auch als insulinpflichtiger Diabetes bezeichnet, weil Betroffene auf eine Insulintherapie angewiesen sind.

Typ-2-Diabetes tritt meist erst bei Erwachsenen auf. Der Körper kann zwar Insulin herstellen. Jedoch sprechen die Zellen nicht oder vermindert darauf an (Insulinresistenz). Im Verlauf der Erkrankung erschöpft möglicherweise die Bauchspeicheldrüse aufgrund der ständigen Überproduktion von Insulin. Dann kommt es – wie bei Diabetes Typ 1 – zum absoluten Insulinmangel.


Es existieren weitere Formen von Diabetes, zum Beispiel Gestationsdiabetes („Schwangerschaftsdiabetes“) oder MODY (Diabetes Typ 3), der zwar Typ 2 ähnelt, aber aufgrund von Genveränderungen entsteht.

Zu den charakteristischen Diabetes-Symptomen gehören:

  • häufiges Wasserlassen (Polyurie)
  • grosser Durst (Polydipsie)
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit
Bei Diabetes Typ 1 fallen diese Symptome oft heftiger aus. Diabetes Typ 2 entwickelt sich dagegen schleichend und wird daher nicht selten erst entdeckt, wenn es zu Komplikationen kommt. Dazu gehören etwa:
  • schlecht heilende Wunden
  • trockene, juckende Haut
  • häufige Infekte
  • Sehstörungen
Schwangerschaftsdiabetes äussert sich meist durch unspezifische Anzeichen, etwa häufige Harnwegsinfektionen, erhöhte Fruchtwassermenge oder vermehrte Zuckerausscheidung im Urin. Schwangere Frauen werden daher zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche vom Frauenarzt auf Gestationsdiabetes getestet. Bei Risikopatientinnen (etwa bei Übergewicht oder wenn Diabetes bereits in der Familie vorkommt) ist das bereits früher der Fall.

Egal, um welche Form von Diabetes es sich handelt, ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen:

  • Schäden an Nerven (diabetische Neuropathie) die z. B. das diabetische Fusssyndrom begünstigen, aber auch Magen-Darm-Beschwerden auslösen können.
  • Störungen der Blutgefässe, die etwa zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Herzinfarkt oder Schlaganfall) oder zu Schäden an Augen (diabetische Retinopathie) und Nierenschäden (diabetische Nephropathie) führen können.
Auch akute Stoffwechselentgleisungen wie Unterzuckerung (Hypoglykämie) und Überzuckerung (Hyperglykämie, kann zu diabetischem Koma führen) sind möglich. Dabei handelt es sich um medizinische Notfälle (Notruf 144 wählen!).

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystems die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse bekämpft. Man vermutet, dass die Krankheit durch ein Zusammenspiel aus erblicher Veranlagung und Umweltfaktoren ausgelöst wird.
Zu den Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 gehören beispielsweise:

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • fettreiche Ernährung
  • übermässiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • höheres Alter
  • Diabetes in der Schwangerschaft
  • Medikamente
  • hormonelle Erkrankungen

Mit einem gesunden Lebensstil vermeidet man viele dieser Risikofaktoren und kann dadurch einiges tun, um Diabetes Typ 2 vorzubeugen.

Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei ermittelt er beispielsweise Körpergrösse und Gewicht, misst den Blutdruck und begutachtet den Patienten auf typische Folgeschäden (etwa die Füsse).
Auch Laborwerte spielen bei der Beurteilung eine Rolle, vor allem der Nüchternblutzucker und der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c):
Ein Nüchternblutzucker von mindestens 7.0 mmol/l und ein HbA1c-Wert von mindestens 6.5 Prozent sprechen für Diabetes.
Bei einem Nüchternblutzucker von 5.6 bis 6.9 mmol/l und einem Langzeitblutzuckerwert von mindestens 5.7 Prozent spricht man von Prä-Diabetes. Dann ist das Risiko hoch, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, sofern keine Veränderungen des Lebensstils erfolgen. Ein Nüchternblutzucker von unter 5.6 mmol/l (100 mg/dl ist hingegen normal. In der Schweiz ist die Angabe in mmol/l gebräuchlich, im Ausland wird aber auch mg/dl verwendet).
Ein Diabetes-Selbsttest zu Hause lässt sich mit einem Blutzuckermessgerät oder Urinteststreifen durchführen. Er bietet jedoch nur eine Orientierung. Eine klare Diagnose kann nur über den Arzt erfolgen.

Ziel der Diabetes-Behandlung ist, den Langzeitblutzuckerwert in einem gesunden Bereich zu halten und das Risiko für Folgeerkrankungen zu minimieren.

Therapie bei Diabetes Typ 1

Typ-1-Diabetiker kommen um eine Insulintherapie nicht herum: Das im Körper fehlende Hormon muss von aussen zugeführt werden (etwa in Form von Spritzen, Insulin-Pen oder -Pumpe). 

Therapiestandard ist die intensivierte Insulintherapie (Basis-Bolus-Therapie): Ein- bis zweimal täglich wird ein langwirksames Basalinsulin zugeführt, das den Grundbedarf an Insulin deckt. Vor den Mahlzeiten wird je nach geplanter Kohlenhydratzufuhr (Zuckerzufuhr) zusätzliches Bolusinsulin gespritzt. Sind Patienten – etwa aufgrund eines hohen Alters oder Pflegebedürftigkeit – dazu nicht in der Lage, kommen immer gleich dosierte Mischinsuline zum Einsatz.

Therapie bei Diabetes Typ 2

Die Basistherapie eines Typ-2-Diabetes umfasst eine Lifestyle-Intervention in Form einer Ernährungsumstellung, körperlicher Aktivität und gegebenenfalls Gewichtsabnahme. Oft genügt dies bereits, um den Langzeitblutzuckerwert auf das gewünschte Mass zu korrigieren. 

Ist das nicht der Fall, können Patienten auch Antidiabetika in Tablettenform einnehmen, um ihren Blutzuckerspiegel zu senken. Empfohlen wird Metformin, das mit weiteren Arzneistoffen (etwa SGLT-2-Hemmer oder GLP-1-Analoga) kombiniert werden kann. Bleibt ein Therapieerfolg aus, kann der Patient auch mit Insulin behandelt werden.

Therapie bei Schwangerschaftsdiabetes

Bei den meisten Schwangeren mit Gestationsdiabetes reicht eine Ernährungsumstellung aus, um den Blutzucker in einem gesunden Bereich zu halten. Ist das nicht der Fall, müssen die Patientinnen Insulin spritzen, da orale Antidiabetika bei ihnen nicht zum Einsatz kommen dürfen. In der Regel verschwindet der Diabetes nach Ende der Schwangerschaft von selbst. Allerdings entwickeln die Patientinnen in 25 bis 60 Prozent der Fälle später einen Diabetes-Typ-2.

Blutzucker messen bei Diabetes

Diabetiker, die eine Insulintherapie durchführen, müssen täglich ihren Blutzucker mithilfe von Blutzuckermessgeräten selbst testen. Bei Typ-1-Diabetikern ist das beispielsweise vor dem Essen, vor dem Sport und vor dem Autofahren erforderlich. Für sie kann es sich lohnen, auf CGM (Continuous Glucose Monitoring) umzusteigen: Dabei misst ein Sensor unter der Haut kontinuierlich den Gewebezucker. Das Ergebnis können Diabetiker mit einem Empfänger – etwa einer App auf dem Smartphone – jederzeit abrufen.

Weil Diabetes das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Störungen begünstigt, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Diabetikern trotz moderner Therapien unter dem von Nicht-Diabetikern. Teilnehmer einer US-Studie, die bei der Diabetes-Diagnose 40 Jahre alt waren, hatten durchschnittlich eine um 5.8 Jahre (Männer) bzw. eine um 6.8 Jahre (Frauen) geringere Lebenserwartung. 

Ein gut eingestellter Blutzucker kann Komplikationen verhindern. Eine gesunde Ernährung hilft dabei, grössere Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu verhindern. Diabetiker profitieren daher von den Empfehlungen, die auch für gesunde Menschen gelten: Es sollten viele pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte auf den Tisch. Langsam verdauliche Kohlenhydrate aus Vollkorngetreide, gesunde Fette aus pflanzlichen Ölen, wenig Zucker, Fleisch und Wurst sorgen dafür, dass der Blutzuckerspiegel nur moderat steigt.


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  • Guideline der mediX Schweiz: Diabetes mellitus (Stand: Februar 2021), unter www.medix.ch (Abrufdatum 13.12.22)
  • S3-Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): Therapie des Typ-1-Diabetes (Stand: 2018), unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetes Schweiz: Über Diabetes, unter: www.diabetesschweiz.ch (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetes Schweiz: Diabetes Typ 1, unter: www.diabetesschweiz.ch (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetes Schweiz: Diabetes Typ 2, unter: www.diabetesschweiz.ch (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetesinformationsportal: Was ist Diabetes Typ 2?, unter: www.diabinfo.de (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetesinformationsportal: Notfallsituationen bei Diabetes, unter: www.diabinfo.de (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Diabetesinformationsportal: Wie entsteht Diabetes Typ 1?, unter: www.diabinfo.de (Abrufdatum: 13.12.2022)
  • Gregg EW, Zhuo X, Cheng YJ et al. (2014) Trends in lifetime risk and years of life lost due to diabetes in the USA, 1985–2011: a modelling study. Lancet Diabetes 2(11):867–874