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Colitis ulcerosa:
Symptome, Ursachen und Therapie

Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung des Dickdarms. Typische Symptome sind blutiger Durchfall, Bauchkrämpfe und das Gefühl, ganz dringend zur Toilette zu müssen. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung (IBD, Inflammatory bowel disease) lässt sich mit entzündungshemmenden Medikamenten oft gut behandeln.

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Colitis ulcerosa gehört – wie Morbus Crohn – zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), auch Inflammatory Bowel Diseases (IBD) genannt. Etwa 25'000 Menschen in der Schweiz leiden an einer solchen IBD.

Bei der Colitis ulcerosa entzündet sich die Dickdarmschleimhaut, es entstehen Geschwüre und Blutungen. Akute Schübe wechseln sich mit beschwerdearmen Ruhephasen (Remission) ab. 

Im Unterschied zu Morbus Crohn kann die Colitis ulcerosa nicht den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen, sondern kommt nur im Dickdarm vor.

Colitis ulcerosa äussert sich mit den für eine Darmentzündung typischen Beschwerden: 

  • Blutiger, schleimiger Durchfall
  • Bauchschmerzen, Krämpfe
  • Schmerzhafter Stuhldrang

Des Weiteren kann es zu Anämie (Blutarmut), Fieber, Abgeschlagenheit, Herzrasen, Gewichtsverlust und bei Kindern und Jugendlichen auch zu Wachstumsstörungen kommen.

Ausserhalb des Darms führt die Colitis ulcerosa ebenfalls manchmal zu Symptomen, etwa zu Entzündungen an Augen, Gelenken, Mund, Haut und um den After, sowie zu Erkrankungen der Leber, Niere, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse oder der Knochen (Osteoporose).

Bei Colitis ulcerosa ist die Darmbarriere durchlässig. Bakterien dringen in die Darmschleimhaut ein und lösen Entzündungen als Abwehrreaktion des Immunsystems aus. 
Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Vererbung scheint jedoch eine grosse Rolle zu spielen: Leiden Verwandte ersten Grades an Colitis ulcerosa, ist das eigene Erkrankungsrisiko 10- bis 15-fach erhöht. 
Zusätzlich könnte eine Autoimmunerkrankung vorliegen, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. 

Auch Umweltfaktoren wie eine einseitige Ernährung könnten die Entstehung beeinflussen.

Mehrere Studien haben bestätigt, dass Muttermilch das Risiko für eine Colitis ulcerosa um 23 Prozent senken kann. Müttern wird empfohlen, ihre Babys mindestens sechs Monate lang zu stillen, wenn möglich auch länger.

Um einer Colitis ulcerosa auf die Spur zu kommen, sprechen Arzt und Patient zunächst ausführlich über Beschwerden und Krankengeschichte (Anamnese).

Danach folgt die körperliche Untersuchung, wobei der Mediziner den Mund und den After begutachtet. Er überprüft auch, ob sich ausserhalb des Darms Beschwerden feststellen lassen (etwa Augenentzündungen). 

Eine rektale Untersuchung erfolgt spätestens im Rahmen der Koloskopie (Darmspiegelung). 

Laborchemische Werte (z. B. Blutbild, Eisenhaushalt, Entzündungsparameter wie CRP, u.a.), Ultraschall und histologische Befunde (durch eine Gewebeentnahme aus dem Darm) sichern die Diagnose ab. 

Bestätigt sich der Verdacht auf eine Colitis ulcerosa, wird diese je nach ihrer Ausdehnung klassifiziert: 

  • Bei der Proktitis entzündet sich nur das Ende des Darms (Rektum).
  • Die Linksseitencolitis bezeichnet eine Entzündung bis zur linken Krümmung des Dickdarms.
  • Die ausgedehnte Colitis kann den kompletten Dickdarm betreffen (Pancolitis).

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind nicht heilbar. Ziel der Therapie von Colitis ulcerosa ist es daher, schnell die Remission (Ruhephase) zu erreichen und lange auszudehnen.
Sollten Sie merken, dass ein Schub kurz bevorsteht, suchen Sie bitte gleich Ihren Arzt auf, um der Entzündungsreaktion so früh wie möglich entgegenzuwirken.

Entzündungshemmende Medikamente bei Colitis ulcerosa

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Ausdehnung der Colitis ulcerosa, der Stärke der Symptome und auf welche Massnahmen der Patient bisher gut angesprochen hat. Arzneimittel können je nach Bedarf in Form von Zäpfchen, Schäumen, Einläufen, Tabletten oder intravenös verabreicht werden. 

5-Aminosalizylate (z. B. Mesalazin) gelten als Standardtherapie einer Colitis ulcerosa. Sie lindern Entzündungen während eines Schubes und dienen auch der Remissionserhaltung. E. coli Nissle ist ein Probiotikum und hat sich zur Remissionserhaltung ebenfalls bewährt. 

Zeigen die genannten Mittel keine ausreichende Wirkung, können sie mit weiteren entzündungshemmenden Arzneien kombiniert werden:

  • Kortikosteroide („Kortison“)
  • Weitere Immunsuppressiva: Thiopurine (Azathioprin, 6-Mercaptopurin), Ciclosporin, Tacrolimus, Ozanimod (ein neuartiger S1P-Rezeptor-Modulator, der 2021 in der EU zugelassen wurde)
  • Antikörper (Biologika), etwa Anti-TNF-Therapie (z. B. Adalimumab, Infliximab) oder Vedolizumab
  • JAK-Inhibitoren (Tofacitinib, Filgotinib) blockieren bestimmte entzündungsfördernde Enzyme.
Um Symptome der Colitis ulcerosa zu lindern, kommen mitunter auch Durchfallpräparate, Antibiotika oder Krampflöser zum Einsatz.

Forschung: Neue Medikamente in der Pipeline

Es wird viel zu Colitis ulcerosa geforscht, unter anderem um neue Therapien zu entwickeln. So zeigten beispielsweise der Interleukin-6-Hemmer Olamkicept sowie der Tyrosin-Kinase-2-Inhibitor Deucravacitinib Erfolge in Studien: Beide Wirkstoffe blockieren Signalwege im Körper, wodurch Entzündungen gedämpft werden.

Operation

Wenn Medikamente die Colitis ulcerosa nicht lindern oder sich schwere Komplikationen ergeben (etwa eine Erweiterung oder Perforation (ein Loch) des Darms, starke Blutungen), kann eine Operation notwendig sein.
Bei der ileoanalen Pouchoperation, die häufig minimalinvasiv durchgeführt wird, entfernen Chirurgen den Dickdarm mitsamt Enddarm. Aus dem Dünndarm wird eine Tasche („Pouch“) gebildet und mit dem Anus verbunden, sodass eine Art neuer Enddarm entsteht.

Ernährung bei Colitis ulcerosa

Eine spezielle Ernährungsform wird bei Colitis ulcerosa nicht empfohlen. Patienten meiden am besten Lebensmittel, die Beschwerden auslösen oder verschlimmern (häufig sind das zum Beispiel Milchprodukte).
Mikronährstoffmängel (z. B. Eisen, Zink, Vitamin D) sollen gezielt durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel behoben werden.

Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa verkürzt die Lebenserwartung nicht zwangsläufig, wenn sie schnell und wirkungsvoll therapiert wird. Dadurch können lebensbedrohliche Komplikationen bestmöglich verhindert werden.

Viele Patienten treibt die Angst vor Darmkrebs um. Tastsächlich erhöhen IBD wie Colitis ulcerosa das Risiko für bösartige Tumoren im Darm. Daher sollten sich Betroffene in regelmässigen Abständen einer Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) unterziehen.

Eine chronische Krankheit wie Colitis ulcerosa kann den Alltag stark einschränken: Patienten bleiben oft lieber zu Hause, weil sie Angst haben, es bei Unternehmungen nicht rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen. Die ständigen Durchfälle beeinträchtigen den Schlaf, viele Betroffene fühlen sich müde und erschöpft. Einige Patienten müssen immer wieder im Krankenhaus behandelt werden. 

Die verminderte Leistungsfähigkeit und zahlreiche Krankschreibungen wirken sich nicht selten auch auf das Berufsleben aus. Das Intimleben leidet mitunter aufgrund des heftigen Stuhldrangs und damit verbundenen Schamgefühlen. 

So ist es kein Wunder, dass chronische Darmentzündungen auf die Psyche schlagen: Betroffene leiden häufig unter Ängsten oder Depressionen. Neben einer wirkungsvollen Therapie der Colitis ulcerosa kann daher eine Psychotherapie und der Austausch mit Betroffenen (z. B. über den Verein Crohn Colitis Schweiz für Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) sinnvoll sein, um die Lebensqualität zu verbessern.

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  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheit (DGVS): Colitis ulcerosa (Stand: April 2021)
  • Universitätsspital Zürich: Colitis ulcerosa, unter: www.usz.ch (Abrufdatum: 02.11.2022)
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Januskinase-Inhibitoren: Behandlung von Entzündungskrankheiten, unter: www.bfarm.de (Abrufdatum: 03.11.2022)
  • Crohn Colitis Schweiz: Leben mit CED, unter: www.crohn-colitis.ch (Abrufdatum: 03.11.2022)
  • Internisten im Netz: Colitis ulcerosa: Symptome, unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • CED-Kompass: Beschwerden ausserhalb des Darms, unter: www.ced-kompass.at (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Pharmazeutische Zeitung: Jetzt auch bei Colitis ulcerosa zugelassen, unter: www.pharmazeutische-zeitung.de (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung: Neuer Behandlungsansatz bei chronischen Darmerkrankungen, unter www.gesundheitsforschung-bmbf.de (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Leben mit CED: Ist meine Lebenserwartung durch die CED beeinträchtigt? unter: www.leben-mit-ced.de (Abrufdatum: 15.11.2022)
  • Geissner N. Fallbuch Pflege. Kommunikation verstehen. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006
  • Willen C.: Neue Therapieansätze mit TYK2-Inhibition und S1P-Rezeptormodulation. Gastro-News 2022; 9, 62 https://doi.org/10.1007/s15036-022-2462-x
  • Rapport F, Clement C, Seagrove AC, Alrubaiy L, Hutchings HA, Williams JG: Patient views about the impact of ulcerative colitis and its management with drug treatment and surgery: a nested qualitative study within the CONSTRUCT trial. BMC Gastroenterol. 2019, 15;19(1):166. doi: 10.1186/s12876-019-1085-y
  • Barberio B, Zamani M, Black CJ, Savarino EV, Ford AC: Prevalence of symptoms of anxiety and depression in patients with inflammatory bowel disease: a systematic review and meta-analysis. The Lancet 2021, Vol. 6 Issue 5, 359-370 https://doi.org/10.1016/S2468-1253(21)00014-5