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Adipositas:
Begriffserklärung, Arten und Therapie

Bei Adipositas handelt es sich um starkes Übergewicht, das eine Gefahr für den Körper darstellt. im Jahr 2017 waren in der Schweiz rund 39 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen übergewichtig, 12 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen sogar adipös. Diese Zahlen haben sich seit 1992 verdoppelt. Die Krankheit zeigt sich in unterschiedlichen Ausprägungen. Welche Formen es gibt und wie man die Fettleibigkeit behandelt, erfahren Sie im Folgenden.

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Adipositas (auch: Fettleibigkeit oder Fettsucht) bezeichnet eine chronische Erkrankung mit krankhafter Vermehrung des Körperfetts. Sie zählt zu den Stoffwechselkrankheiten. Das Risiko für Folgeerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes oder Krebs ist bei Adipositas erhöht. Viele Betroffene leiden auch unter einer Stigmatisierung durch die Gesellschaft. Die Ursachen für die Gewichtszunahme sind vielfältig, oftmals liegt jedoch ein ungesundes Essverhalten zugrunde. Mittels einer Formel, dem sogenannten Body-Mass-Index (BMI), lässt sich – anhand der Körpergröße und des Gewichts – ausrechnen, ob Adipositas vorliegt.

Je nach Höhe des BMI-Wertes kann Adipositas in verschiedene Grade von 1 bis 3 eingeteilt werden. Ab einem Wert von 30 handelt es sich, der Definition nach, um Adipositas. Liegt der Wert zwischen 25 bis 29,9 ist von der Vorstufe Präadipositas (Übergewicht) die Rede, bei der das Risiko für Folgekrankheiten bereits leicht erhöht ist.

Kategorie

BMI

Risiko für Folgeerkrankung

Präadipositas (Übergewicht)

25 - 29.9

leicht erhöht

Adipositas Grad I

30 - 34.9

erhöht

Adipositas Grad II

35 - 39.9

hoch

Adipositas Grad III

40 und höher

sehr hoch

Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO), Jahr: 2000

Das Fett ist bei Adipositas meist nicht gleichmässig auf den Körper verteilt. Besonders hartnäckige Fettreserven sammeln sich häufig am Bauch oder auch rund um die inneren Organe, wie es typischerweise bei Männern der Fall ist. Deshalb spricht man auch vom Typ Apfel oder androider Fettverteilung. Bei Frauen – Typ Birne bzw. gynoide Fettverteilung – bildet sich übermässiges Körperfett eher an Oberschenken und Hüften.

Massnahmen zielen bei Fettleibigkeit immer darauf ab, eine Gewichtsreduktion zu erreichen, die idealerweise zwischen 5 und 10 Prozent des Körpergewichts beträgt. Empfehlenswert ist eine Kombination aus gesunder Ernährung und viel Bewegung. Auch eine komplette Ernährungsumstellung mithilfe eines Ernährungsberaters kann hilfreich sein.

Durch eine Ernährungstherapie kann das Essverhalten geändert werden – hin zu einem achtsameren Umgang mit Lebensmitteln. Nach erfolgreicher Gewichtsabnahme gilt es außerdem, das neue Körpergewicht durch eine ausgeglichene Kalorienbilanz halten zu lernen. Auch eine Bewegungstherapie unterstützt beim effektiven Abnehmen, z. B. durch Ausdauersportarten, die die Gelenke nicht belasten.

Bei Patienten mit Adipositas Grad 2 und 3 kann unter Umständen auch ein chirurgischer Eingriff infrage kommen. Gängige Operationen sind die Magenverkleinerung durch ein Magenband oder einen -ballon. Danach können nur noch kleine Essensmengen aufgenommen werden. Auch ein Magenbypass ist eine gängige Methode, bei der der Magen verkleinert und gleichzeitig der Dünndarm verkürzt wird, so dass der Körper weniger Nahrungsmittel aufnehmen kann.

Einige rezeptfreie Medikamente, die schnelle Diäterfolge versprechen, wie Appetitzügler oder den Stoffwechsel anregende Mittel, sind häufig nicht sehr wirsam. Es gibt jedoch auch verschreibungspflichtige Arzneimittel, deren Wirksamkeit durch Studien belegt ist. Orlistat etwa reduziert die Fettaufnahme, indem ein Teil des Fettes unverdaut ausgeschieden wird. Liraglutid steigert die Insulinproduktion, verzögert die Magenentleerung und dämpft gleichzeitig den Appetit. Lassen Sie sich von einem Arzt beraten, welches Medikament unterstützend zu einer Gewichtsreduktion eingesetzt werden kann.

Anhand des sogenannten Body-Mass-Index (BMI) lässt sich feststellen, ob sich das Körpergewicht im normalen Bereich befindet, schon erhöht ist oder ob es sich bereits um Fettleibigkeit handelt.

Den BMI-Wert kann mit folgender Formel errechnet werden:

Körpergewicht (in Kilogramm) : (Körpergröße in Metern)²

Auch der Bauchumfang kann Aufschluss über eine Fettleibigkeit geben, weshalb er neben dem BMI ebenfalls bestimmt werden sollte. Ein Bauchumfang (gemessen auf Bauchnabelhöhe) von über 102 Zentimetern bei Männern und 88 Zentimetern bei Frauen ist ein Indikator für Adipositas.

Weitere Diagnostika sind:

• Untersuchung des Bluts auf erhöhte Blutfettwerte, Überprüfung der Leberwerte, Cholesterinwerte, Hormone im Blut
• Echokardiografie: Ultraschall des Herzens
• Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe und unter Belastung
• Herzkatheteruntersuchung bei Verdacht auf eine Erkrankung des Herzens, der Herzklappen oder der Herzkranzgefäße

Kinder und Jugendliche können ebenfalls an Adipositas erkranken. Besteht der Verdacht auf krankhaftes Übergewicht, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden.

Bei Kindern und Jugendlichen ist der BMI-Wert alleine nicht aussagekräftig, da er weder Alter noch Geschlecht berücksichtigt. Bei ihnen wird anhand von Wachstumskurven (Perzentilen) festgestellt, ob das Gewicht alters- und geschlechtsspezifisch normal oder zu hoch ist.

Es gibt verschiedene Faktoren, die grundsätzlich eine Gewichtszunahme begünstigen. Dazu zählen:

  • biologische Faktoren: Geschlecht und Alter
  • genetische Faktoren
  • hormonelle Faktoren
  • sozialer bzw. sozioökonomischer Status, also in welchem Umfeld Betroffene aufwachsen etc.
  • Ernährungsweise, z. B. eine über einen längeren Zeitraum andauernde, erhöhte Zufuhr von stark verarbeiteten sowie fettreichen und zuckerhaltigen Lebensmitteln
  • Bewegungsmangel
  • Stress und Schlafmangel
  • psychische Probleme, die zu bestimmten Verhaltensmustern wie etwa emotionalem Essen führen
  • andere Erkrankungen wie z. B. Insulinresistenz oder Schilddrüsenunterfunktion
  • Medikamente: Gewichtszunahme als Nebenwirkung, wie etwa bei Antidepressiva und Neuroleptika

Auch Essstörung wie Binge Eating können sich negativ auf die Höhe des Gewichts auswirken.

Übergewicht ist vor allem in gesundheitlicher Hinsicht problematisch. Betroffene leiden meist unter einer eingeschränkten Lebensqualität, da bestimmte Sportarten oder Aktivitäten nicht oder nur unter starker Anstrengung durchgeführt werden können. Allein das Treppensteigen kann für einige bereits eine große Herausforderung darstellen. Vor allem aber ist bei Adipositas-Patienten das Risiko für eine Folgeerkrankung stark erhöht.

Das ist auf die im Fettgewebe enthaltenen Botenstoffe zurückzuführen, die Entzündungen im Körper verursachen können. Häufige Krankheiten, die bei Adipösen auftreten, sind Typ-2-Diabetes, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall oder manche Krebsarten (vor allem Brustkrebs, Darmkrebs und Speiseröhrenkrebs). Ab einem BMI von 40 (Grad 3) verringert sich folglich auch die Lebenserwartung erheblich, ab 30 ist das Risiko für Folgeerkrankungen bereits erhöht.

Adipositas-Betroffene haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Ihnen wird mangelnde Selbstdisziplin beim Essen oder Faulheit vorgeworfen. Dabei handelt es sich um ein ernsthaftes Krankheitsbild, das eine Therapie notwendig macht, um weiteren gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Nicht selten erfahren stark Übergewichtige Ausgrenzung, was sich auf die psychische Verfassung niederschlagen kann. Eine psychotherapeutische Behandlung kann daher ratsam sein. 

Auch Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen Hilfestellung im Umgang mit Diskriminierung und ein Forum für den Austausch mit anderen Adipösen. Weiterhin ist es sinnvoll, eine Ernährungsberatung aufzusuchen, um Informationen zu gesunden Lebensmitteln und Abnehm-Tipps zu erhalten. Auch Angebote zu Bewegungsprogrammen und passenden sportlichen Aktivitäten können unterstützen. 



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  • Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie. Schweizerische Arbeitsgruppe Metabolismus und Obesitas. Adipositas-Consensus 2016, unter: https://www.sgedssed.ch/fileadmin/user_upload/1_ueber_uns/15_ASEMO/2017_05_30_consensus_FINAL_d.pdf (Abrufdatum: 31.03.2023)
  • Schweizerische Eidgenossenschaft. Bundesamt für Gesundheit BAG. Übergewicht und Adipositas, unter: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/gesundheitsfoerderung-und-praevention/koerpergewicht/uebergewicht-und-adipositas.html (Abrufdatum: 31.03.2023)
  • S3-Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Prävention und Therapie der Adipositas, Stand: April 2014, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001l_S3_Adipositas_Pr%C3%A4vention_Therapie_2014-11-abgelaufen.pdf, (Abrufdatum: 31.03.2023)
  • De Lorenzo A., et al. Why primary obesity is a disease? Journal of Translational Medicine, 2019, unter: https://translational-medicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12967-019-1919-y (Abrufdatum: 31.03.2023)
  • Stiftung Refdata. AIPS Einzelabfrage: Calobalin Sandoz 60, unter: https://www.swissmedicinfo.ch/ShowText.aspx?textType=PI&lang=DE&authNr=62163 (Abrufdatum: 03.03.2023)
  • Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS, unter: https://www.saps.ch/de (Abrufdatum: 31.03.2023)
  • Deutsche Adipositas Gesellschaft. Adipositas, unter: www.adipositas-gesellschaft.de (Abrufdatum: 31.03.2023)