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Epilepsie:
Ursachen, Verlauf und Therapie

Epilepsie ist eine häufig auftretende neurologische Krankheit. Sie zeigt sich in Form von epileptischen Anfällen (Krampfanfällen), die kaum bemerkbar, aber auch sehr schwer verlaufen können.

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Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die zu epileptischen Anfällen führt. Meist kommt es dabei zu Muskelzuckungen oder anderen unwillkürlichen Bewegungen. Ein epileptischer Anfall entsteht durch Überaktivität bestimmter Nervenzellen (Neuronen) und dauert meist nicht länger als zwei Minuten. Oft wird ein solcher Anfall als „Gewitter im Gehirn“ bezeichnet.
In der Schweiz leben schätzungsweise 80'000 Menschen mit einer Epilepsie, darunter bis zu 20'000 Kinder.

Epilepsie kann in jedem Alter auftreten. Überdurchschnittlich oft von Epilepsie betroffen sind Kinder unter fünf Jahren sowie Männer und Frauen im hohen Erwachsenenalter. In einer Bevölkerungsgruppe von 100'000 Menschen erkranken jährlich etwa 40 bis 70 neu an einer Epilepsie.

Man unterscheidet bei Epilepsie zwei grundsätzliche Arten von epileptischen Anfällen:

  • Generalisierte Anfälle entstehen in beiden Gehirnhälften. Oft ist der gesamte Körper betroffen.
  • Fokale Anfälle haben ihren Ursprung in einem begrenzten Teil des Gehirns, dem sogenannten Herd oder Fokus. Oft sind nur einzelne Bereiche des Körpers betroffen.

Weder generalisierte Epilepsie noch fokale Epilepsie hat ein einheitliches Erscheinungsbild. Manchmal ist es schwer, sie überhaupt zu erkennen. Hierfür werden diagnostische Verfahren wie das Elektroenzephalogramm (EEG), die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt, mit denen das Gehirn untersucht wird.

Epileptische Anfälle können ganz unterschiedlich aussehen. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, epileptische Anfälle zu unterteilen.

Was sind die Symptome der generalisierten Epilepsie?

Generalisierte Epilepsie-Anfälle zeigen sich häufig durch folgende Epilepsie-Symptome:

  • Der grosse epileptische Anfall (auch Grand-mal-Anfall genannt) ist begleitet von Bewusstlosigkeit. Die Betroffenen verkrampfen sich, nach 30 bis 60 Sekunden folgen meist Zuckungen des gesamten Körpers, das Gesicht ist bläulich verfärbt.
  • Der kleine epileptische Anfall ist unauffälliger. Die Betroffenen sind für wenige Sekunden „weggetreten“ – dieser Zustand wird Absence genannt. Die Augen drehen sich nach oben, der Kopf fällt oft nach hinten.
  • Der myoklonische Anfall zeigt sich durch rasche Zuckungen einzelner Muskelgruppen. Das Bewusstsein bleibt meist erhalten.

Was sind die Symptome der fokalen Epilepsie?

Fokale Anfälle sind nicht immer mit Krämpfen oder Bewusstseinsstörungen verbunden. Da sie in einer begrenzten Region des Gehirns entstehen, betreffen die Epilepsie-Symptome manchmal nur einzelne Körperpartien:

• Ein motorischer Anfall zeigt sich zum Beispiel durch Zuckungen einer Hand, eines Arms oder Beins.
• Ein sensorischer Anfall macht sich durch gestörte Sinneswahrnehmungen bemerkbar, zum Beispiel beim Sehen, Hören, Riechen oder Schmecken.
• Ein sensibler Anfall äussert sich durch gestörte Empfindungen, zum Beispiel bei der Temperatur oder der Schmerzwahrnehmung.
• Ein nicht bewusst erlebter fokaler Anfall (früher komplex-fokal) äussert sich durch einen Zustand wie in Trance. Es kommt zu unwillkürlichen Bewegungen unterschiedlicher Art, z.B. Schmatzen, Nesteln.

Fokale Anfälle können sich ausbreiten und dann als generalisierte Anfälle enden.

Epilepsie entsteht bei Menschen, deren Gehirnfunktion so verändert ist, dass wiederholte epileptische Anfälle auftreten können. Mögliche Ursachen für Epilepsie sind genetische Veränderungen, Durchblutungsstörungen oder Entzündungen des Gehirns. Auch Schlaganfall, Hirntumor oder Diabetes kommen als Ursache infrage. Oft ist bei Epilepsie aber keine Ursache erkennbar.

Epileptischen Anfälle können bei Menschen mit Epilepsie, aber auch bei Menschen, die keine Epilepsie haben, auftreten. Faktoren, die einen Anfall auslösen können sind:

  • regelmässiger, starker Alkoholkonsum
  • Medikamente
  • Entzug von Alkohol, Drogen, Schlafmitteln
  • hohe körperliche Belastung
  • hohes Fieber (bei Kindern)
  • extremer Schlafmangel
  • seelischer Stress
  • Sinnesreize (zum Beispiel flackerndes Licht)

Zwischen zwei epileptischen Anfällen haben die meisten Betroffenen keine körperlichen Beschwerden, die mit der Epilepsie zusammenhängen.

Zur Verfügung stehen verschiedene Epilepsie-Therapien:

  • Medikamente sollen künftige epileptische Anfälle verhindern. Es gibt mehr als zwanzig anfallssuppressive Wirkstoffe. Sie müssen regelmässig und oft jahrelang eingenommen werden.
  • Chirurgische Verfahren können bei fokalen Anfällen im Idealfall bewirken, dass eine Operation den epileptischen Herd dauerhaft aus dem Gehirn entfernt.
  • Ketogene Diät (kurz Keto-Diät) soll einen Stoffwechselzustand des Fastens nachahmen. Die sehr fettreiche und kohlenhydratarme Diät soll ihren Stoffwechsel positiv beeinflussen.
  • Hirnstimulation über den Vagusnerv soll die Zahl und die Schwere epileptischer Anfälle senken. 

Wer von Epilepsie betroffen ist, braucht intensive ärztliche Beratung. Zum Beispiel, um zu klären, ob die Teilnahme am Strassenverkehr eingeschränkt ist oder welche Sportarten möglich sind. Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, müssen wissen, ob ihr antiepileptisches Medikament die Wirkung der Pille herabsetzt. Oft ereignen sich epileptische Anfälle in bestimmten Abständen oder beständig zur gleichen Uhrzeit – ein Anfallskalender kann hier Klarheit verschaffen.

Viele von Epilepsie Betroffene leben nach gründlicher Information und ärztlicher Betreuung weitgehend ohne Einschränkungen. Dennoch können zahlreiche Fragen auftauchen, auch für Angehörige. Hier bieten Hilfsorganisationen Unterstützung, zum Beispiel die Patientenorganisation Epi-Suisse und die Fachorganisation Schweizerische Epilepsie-Liga.

Weitere Informationen und unterstützende Angeboten finden Sie unter:

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  • Universitäts Spital Zürich, unter: https://www.usz.ch/krankheit/epilepsie/ (Abrufdatum: 13.11.2022)
  • Schmitt, F., Stefan, H., Holtkamp, M.: Epileptische Anfälle und Epilepsien im Erwachsenenalter. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, 2021
  • Swiss Medical Forum, unter: https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2020.03413 (Abrufdatum: 13.11.2022)
  • Schweizerische Epilepsie-Liga, unter: https://www.epi.ch (Abrufdatum: 13.11.2022)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/epilepsie.html (Abrufdatum: 13.11.2022)
  • Status epilepticus im Erwachsenenalter, S2k-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (vollständig überarbeitet am 30.6.2020)
  • https://www.epi.ch/ueber-epilepsie/einstieg/anfallsformen/ (Abrufdatum 25.05.2023)